55 Kanalroute Dietfurt – Neumarkt i.d.Opf. (20.) Donau-Altmühl-Main

Heute morgen war es fast kühl und leichte Nebelschleier legten sich lieblich über die drei sich verabschiedenden Fließgewässer.

Bei Beilngrieß verabschiedet sich die Altmühl nach Südwesten, bei Mühlhausen trennen wir uns auch vom Main-Donau-Kanal, der nach Westen biegt. Ich selbst habe mich für den Ludwig-Donau-Main-Kanal entschieden, der über Neumarkt nach Nürnberg führt. Erstmal sehe ich noch die aufwendigen Schleusen des großen Kanals, mit dem zwar kaum Mehr Frachtschiffe aber doch einige Flußkreuzfahrer gehoben oder gesenkt werden.

Eine Schleuse weiter liegen die Schiffe so lange, da gehen die Passagiere auch schon mal an Land spazieren und so kommt eine Gruppe Schweizer nur mit einer Zigarette ausgerüstet in die Oberpfälzische Landschaft.

Das hier sind aber einheimische Wildgänse, die eigentlich in Ruhe frühstücken wollen.

Die gehen aber alle samt Kindern erst nochmal ins sichere Wasser.

Diese Wiese hatte es ihnen angetan.

Gegenüber ist die Benediktiner Abtei Plankstetten.

Immer wieder treffe ich auf Klöster vor allem der Benediktiner und Franziskaner. Zu gern würde ich schon nach zehn Kilometern abbiegen und mich in den Biergarten setzen, aber dann käme ich nicht mehr hoch und die Hitze gäbe mir den Rest. Bei km 9 habe ich ohnehin ganz andere Probleme: Die linke Gurtbefestigung ist durchgescheuert und reißt ab. Ich hatte das schon kommen sehen und dachte mir, durch Ignorieren das Problem zu lösen. Ein kleiner billiger Karabiner soll mich retten, allerdings hakt er nach kurzer Zeit aus und ich suche eine ganze Weile den Wegesrand ab, bis ich ihn wieder finde. Nun wird eine Reparaturpause fällig und meine Uhr resümiert schon mal vorzeitig den heutigen Lauf. Deshalb habe ich zwei Läufe heute. Mit Pflaster kriege ich den Karabiner besser in den Griff und er hält nun auch.

Hoch über Berching sehe ich die nächste Burg und vorher kommt ein Golfplatz.

Alles klar, liebe Golfer, nur weiß ich nicht, was hier mein Beitrag sein soll. Ich hoffe auch einfach.

Ab Berching folge ich nun wirklich dem Kanal meiner Wahl, den Ludwig- Donau-Main-Kanal.

Er ist über 170 Jahre alt und unter Denkmalschutz. Ein nur unmerklich fließendes Gewässer, das man vielleicht auch für Kanutouren nutzen könnte, aber daran ist bisher nicht gedacht.

Der Weg ist sehr gut ausgeschildert, teils sogar schattig, teils sogar asphaltiert und durch die Schleusen auch interessant.

Das hab ich gut entschieden, denn am anderen Kanal gibt’s kein Baum und keine Ortschaften auf lange Strecken. Leider verdirbt eine kilometerlange Straßenbaustelle die Idylle, aber ein Teilstück der Umleitung geht durch diesen Kiefernwald, der mich total and Baltikum erinnert.

Blume das Tages ist die Kamille, sie nutz hier eine Plantage, in der die Jungbäume nicht ausgemäht wurden. Vielleicht ist das ja auch Absicht.

Vielleicht hätten sich die Schafe darüber gefreut, die sich hier ganz zutraulich zeigen.

Ansonsten führt der Kanal genauso gerade wie abgeschieden weiter bis fast mitten in die Stadt Neumarkt in der Oberpfalz.

Es ist ein wirklich schöner Lauf, nur hängen sich jetzt die Kilometer an und die Hitze drückt auch durch das Blätterdach. Ich mache sehr viele Gehpausen und bin aber ansonsten froh, diese Langetappe zu schaffen. 2 km vor dem Ziel mache ich die Uhr aus, setze den Wagen ab, Fülle Wasser nach und trinke eine Liter auf ex. Danach kann ich sowieso nicht mehr laufen und nun schlendere ich regelrecht in die heiße Stadt hinein.

Ich hoffe, daß ein unattraktiv aussehendes kleines Hotel nicht so teuer ist und gehe rein. Es ist allerdings nur der rückwärtige Garageneingang eines edleren Hotels und ich schlucke kurz beim Preis. Aber egal, ich muß aus dem Klamotten raus und mich ausstrecken. Frühstück brauche ich nicht, das gibt es erst ab 8 Uhr, dann ist der Preis auch schon geringer.

Angesichts der Größe von Neumarkt hätte ich mir die Altstadt attraktiver vorgestellt. Klar, es gibt alles wichtige, aber irgendwie habe ich wesentlich kleinere Städte attraktiver erlebt.

Auf meinem Streifzug stolpere ich in die Hofkirche Unser Lieben Frauen und erlebe das Ende des Gottesdienstes noch mit. Hier ist es schön kühl und ich genieße die Andacht, nachdem die meisten gegangen sind. Die Monstranz ist vorne noch aufgebaut, der Tabernakel in den sie sich sonst befindet, wird offen gelassen und auch die Sakramente wurde nicht versorgt. Irgendwas läuft heute anders, aber ich finde es nicht heraus und trete wieder raus in die Hitze.

Die Brauerei Gossner, eine von mehren in der Stadt, hat hier ihren Stammsitz und die letzen 13 Generationen an ihrer Hauswand verewigt.

Interessanter Weise ist die unter Ökofreunden berühmte Neumarkter Lammsbräu nicht mit einem Brauhaus in der Stadt vertreten.

Ich will mir ein neues Glas nutella kaufen und muß dafür in den REWE. Der liegt in einem Einkaufszentrum, das natürlich riesig und klimatisiert ist. Da hocke ich mich in eine Pizzeria und beobachte die Menschen. Klingt traurig, ist aber unterhaltsam.

Das alles habe ich schon ewig nicht gemacht: Einkaufszentrum, Pizza, Leute beobachten. In dieser Kombination zuletzt vor 15 Jahren, als ich noch im Außendienst beschäftigt war.

20. Etappe Donau+Kanal Dietfurt – Neumarkt i.d.Opf. : 36 km

3 Kommentare

  1. Wunderbare Etappe, die ich irgendwann gerne mal wandern würde. Vor allem die frische Morgenstimmung hat mir gut gefallen. Nebenbei, ichtig beruhigend, dass die Wildgänse nicht angriffslustig waren.

    Und nun, Guido, wünsche ich Dir, dass es keine weiteren Verschleißerscheinungen gibt.
    Tschüss bis zum nächsten Mal – Marianne

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    • Liebe Marianne, das ist wirklich ein toller durchgehender und durchgängiger Wanderweg von Kelheim bis Nürnberg 110 km. Varianten sind dann auch die Panoramawege, wenn’s Höhenmeter sein sollen oder die eine oder andere Burg. Über diesen Weg wußte ich vorher auch gar nichts. Herzlicher Gruß und frohe Pfingsten.

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