52 Pausentag in Regensburg – Freie Reichsstadt des Königreichs Bayern

Ich mache einen Tag Pause – habe ich heute morgen um 6 Uhr beschlossen und blieb dann einfach liegen. Das ist Feiheit – geht natürlich nicht immer, also genieße ich es. Frühstück sehr spartanisch aber ich steigere mich im Laufe des Tages. Draußen 29 grad als ich das erste Mal auf die Straße gehe.

Das wird morgen zwar nicht besser, aber ich nehme dann einfach einen neuen Anlauf. So langsam muß ich mir Gedanken machen, wie ich die Kurve hinter Kehlheim nach Nordwesten kriege, um Richtung zuhause zu laufen. Und das Internet macht hungrig.

Erste Station: das Hacker Pschorr am St. Kassians Platz.

Die haben einen schönen Biergarten und ich erliege dem Wort Spargel, obwohl ich weiß, daß das nur 4 Stangen für 16€ sind.

Es sind sogar 5 und eine dünne Stange – wow. Wie gern würde ich mal 2 Kilo kaufen, schälen und essen. Hier an diesem Stand gibt es sogar 3 kg geschält für 18€ – das ist inflationär!

Hier steht auch die erste Kirche des Tages.

Ich habe irgendwo gelesen, daß es ungeklärt ist, warum Regensburg so viele Türme hat. Dieser hier z.B. gehört zum alten Rathaus.

Die Uhren – zumindest die Zifferblätter ähneln einander sehr.

Der höchste Wohnturm nördlich der Alpen ist angeblich dieser hier.

Vielleicht habe ich das aber auch falsch verstanden, denn ich meine schon mal ein Wohnhaus mit mehr als 8 Etagen gesehen zu haben – auch nördlich der Alpen. Ansonsten sind die Gassen und Gäßchen ein Fundus für Spezialisten.

Zum Beispiel gibt es hier nur Schachspiele.

Und auch die Souvenierläden schaffen es bis in den hintersten Winkel.

Und noch eine Gasse.

Und noch eine.

Manche Gasse wäre schöner, aber irgendwo müssen sich die Mülltonnen stehen, denn Mülltrennung ist erst kurz nach dem 15. Jhd. eingeführt worden.

Der Hund im Schaufenster dieser Galerie ist übrigens kein Kunstwerk – falls doch, zumindest ein lebendes.

Ich nehme nicht an, daß sie ihn für mich zum Schutz hinter Glas gesetzt haben.

Gestern im Schnelldurchlauf wäre ich um die Familie Thurn und Taxis noch herum gekommen, aber bei einem Pausentag habe ich genügend Zeit. Dabei schaffe ich es, so spät zu kommen, daß das Museum, der Innenhof und eigentlich alles nicht mehr zu besichtigen sind.

https://www.thurnundtaxis.de/info/pressebilder-werbefotos/

Seit Gloria (Entschuldigung Ihre Durchlaucht, unter Läufern duzt man sich und ich glaube, Du läufst auch gelegentlich) den Laden hier übernommen hat, sind nennenswerte Teile der breiten Bevölkerung zugänglich gemacht worden um die teuren Reparaturen zu bezahlen. Dabei gibt es immer wieder Leute, die der Familie das nicht gönnen.

Nach allem, was sie für uns getan hat!

So komme ich nur an einige von außen zugängliche Stellen. Zum Beispiel hat unter ein Notar sich hier eingemietet. Der wird ja ohnehin gelegentlich gebraucht.

Seine Räume sind dem Ort angemessen, er hat das so übernommen, das war schon so schön.

Ich stehe auf dem unverwüstlichen mehrere hundert Jahre alten Holzpflaster der Einfahrt.

In nicht unbedingt angemessener Bekleidung. Da kommt der Notar oder einer seiner Kollegen mit dem Elektrorad angesaust, grinst und grüßt freundlich. Da waren die Advokaten und Verweser früherer Jahrhunderte aber andere Kaliber.

Bleibt mir die Kirche des ehemaligen Benediktiner Klosters St. Emmeram, das durch die Familie erst Anfang des 19. Jahrhunderts bezogen wurde, nachdem Regensburg zu Bayern kam (nach den Niederlagen zusammen mit Napoleon, das haben wir schon in den letzten Beiträgen besprochen).

Die Kirche hat ganz frühe Ursprünge, an einer Stelle im Inneren sind die frühen Romanischen Mauern freigelegt.

Später wurde das Bauwerk barockisiert und hat einen schönen Prunk.

Es gibt einen extra Altar für den kleineren Kreis hinter der Orgel Richtung Westen. Sieht toll aus, wenn das Abendlich da durch fällt.

Unten ist die St. Wolfgang Krypta zugänglich, diese Säulen tragen den gesamten Bau darüber, der mit Gewölben abgestützt ist.

Echt toll, was sich die Baumeister ohne Computer getraut haben. In einem Schaukasten ist eine Sammlung von Wallfahrtskerzen im Halbdunkel aufbewahrt.

Auch die Orgel ist natürlich prächtig.

Ich habe einen Lauterer auf einer Grabtafel entdeckt.

Er war damals für die Baierische Pfalz zuständig – eben einer der Urfans von Kaiserslautern. Raus aus der Kirche umrunde ich den Schlosspark.

In den fürstlichen Behausungen ist niemand auszumachen außer dem unbekümmerten Gartenhasen, der sich mit dem Aufenthalt auf einer Lichtung nicht an die Sicherheitsvorschriften hält.

Am Parkausgang studiere ich nochmal das Wappen der Adelsfamilie, die seit 1650 Thurn und Taxis heißt: Der Turm und der Dachs sind gut zu erkennen.

Das fürstliche Brauhaus zu Thurn und Taxis, das hier erst 2005 im alten Marstall eingerichtet wurde, Ist auch nicht mehr das, was es mal war: Die Marke wurde an die Paulaner verkauft und die Brauerei samt Wirtschaft hier wird von der Hacker Pschorr betrieben.

Ich hatte mich schon gewundert, warum hier nicht überall Thurn und Taxis dran steht und die Konkurrenz direkt vor der Haustür bzw. in den eigenen Räumen geduldet wird.

So gibt’s also heute zum zum zweiten Mal keine Kässpätzle (sondern Kaspressknödel) und wieder Hacker Pschorr, aber diesmal naturtrüb und aus dem ehemals fürstlichen Sudhaus.

Heute gehts früh ins Bett wenn der zweite Versuch morgen gelingen soll.

Für alle, die sich jetzt erst einlesen und sich fragen, warum der Blog nicht Transdanubia (wegen Donau) heißt: Mein ursprünglicher Lauf von Baku in Aserbaidschan nach Poti in Georgien, vom Kaspischen Meer zum Schwarzen Meer war nicht durchführbar. Näheres steht in der Geschichte 12. So beschloß ich, statt über Wien mit dem Zug nach hause zu zurück zu kehren, diese Strecke möglichst vollständig zu laufen. Ich bin quasi auf dem Rückweg von Transkaukasien. So komme ich doch noch in den Laufgenuß, allerdings auf sicherem Terrain.

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