Neuer Rekord: 7:32 Uhr bin ich auf der Straße – immerhin. Vorher mein selbstgemachtes Frühstück (bevor ich nicht mehr weiß wie das geht).
Am Horizont ist heute nicht der Bayerische Wald, sondern – andere Seite – die Autobahn nach Regensburg, die wegen der vielen Altarme und Feuchtgebiete der Donau etwas höher gebaut wurde.
Toll wie die Gerste schnell wächst.
Mein Radweg verläuft noch dahinter, schön an der Donau entlang. Aber der Umweg ist mir einfach zu groß (4km), da laufe ich lieber auf der Bundesstraße. Das ist eine weitere Maßnahme gegen die Hitze. Die Vorteile: Kürzerer Weg, Schatten durch Bäume und Abwechslung durch die Orte, die ich ablaufe. Der Nachteil – Autoverkehr – fällt kaum ins Gewicht, denn es sind nicht viele und die Dörfer an der Strecke ziehen sich auch lang, da gibt es gar nicht sooo lange Straßenstrecken. Außerdem leichte Spannung, ob Sie mich sehen und ausweichen – klappt fast immer, keiner hupt nervös.
Ich komme an wunderschönen Mohnblumen vorbei und mache ein Foto. Das ruft Michael auf den Plan. Es ist seine Böschung, er ist noch dazu stolz darauf, daß sie sich von selbst so ausgesäht haben. Als ich komme, ist in jedem Blütenkelch eine Hummel. Wir erzählen eine Weile über Blumen, Insekten, Syrien und Brennholz machen und stellen fest, die Welt ist doch eigentlich super. Er gibt mir noch einen wichtigen Tip mit auf den Weg: „Da laufst immer grad aus bis zur Steinernen Brücke und dann holst Du Dir 6 Würschtle und a g’scheits Kraut dazua“. Ich weiß, welche Idee dahinter steckt, aber ich kann das nicht versprechen, lieber Michael.
Das platte Land hat auch seine Reize.
Und jedes Dorf hat seine Kirche.
Doch was ist das da oben auf dem Berg – ein Panthenon nicht auf der Akropolis sondern hier, in Donaustauf? Es ist die Ruhmeshalle Walhalla.
Nachdem die Bayern mit Napoleon auf das falsche Pferd gesetzt hatten, beschloß der König eine Halle zu bauen mit den wichtigsten Persönlichkeiten, auf die Bayern und ganz Deutschland stolz sein kann. Eben um sich wieder aufzurichten. Käthe Kollwitz ist vor ein paar Tagen hier aufgenommen worden. Ihre Büste wurde aufgestellt, las ich erst gestern in der Donauzeitung. Achso, das ist hier!
Apropos Ruhm: Ich brauche dringend ein paar FCK – Aufkleber gegen diese Sachbeschädigung hier:
Regensburg kündigt sich an, der Dom ist durch die Bäume schon zu sehen, eines von Deutschlands größten Sakralbauwerken.
Ich laufe vor bis zur Innenstadt, um die Steinerne Brücke zu finden. An diesem schönen Punkt stoppe ich meine Uhr und laß mich hinein ziehen in erste Hauptstadt Bayerns.
Und dann komme ich auf die Steinerne Brücke, die so super renoviert wurde, daß sie fast zu neu aussieht.
Die 6 Würschtle mit Kraut hab ich nun doch nicht genommen sondern erstmal ein Eis.
Schon beim Reinlaufen in die UNESCO Welterbe Altstadt bin ich überwältigt von ihr.
Mein Hostel hab ich mir eben gegoogelt, es liegt in der oberen Bachgasse und sie haben noch ein Bett frei.
Klamotten runter, duschen und erstmal was essen. In StadtamHof – der kleine Teil der Altstdt auf der anderen Donauseite liegt das Spital und die haben auch eine Brauerei und einen riesigen Biergarten.
Hier gibt es mein Essen!
Ich lege mich für den Nachmittag ins Bett und dann streife ich kreuz und quer durch die Stadt.
Sie ist so groß daß ich an kaum einem Punkt zwei Mal vorbei komme. Es gibt allein 15 Kirchen, mehrere Brauereien und Brauhäuser und fast keinen Autoverkehr. Im Weißbräu heute nicht nochmal Kässpätzle sondern Knödelgröschtl mit Gemüse, das ist so ähnlich. Nur ohne Spätzle und Käse, dafür mit Knödel und Gemüse. OK also doch was anderes.
Den hier sehe ich jetzt doch schon zum dritten Mal heute – den Dom im abendlichen Licht.
17. Etappe Wörth – Regensburg Donauradweg: 24 km
Für alle, die sich jetzt erst einlesen und sich fragen, warum der Blog nicht Transdanubia (wegen Donau) heißt: Mein ursprünglicher Lauf von Baku in Aserbaidschan nach Poti in Georgien, vom Kaspischen Meer zum Schwarzen Meer war nicht durchführbar. Näheres steht in der Geschichte 12. So beschloß ich, statt über Wien mit dem Zug nach hause zu zurück zu kehren, diese Strecke möglichst vollständig zu laufen. Ich bin quasi auf dem Rückweg von Transkaukasien. So komme ich doch noch in den Laufgenuß, allerdings auf sicherem Terrain.