47 Das ist Niederbayern Vilshofen – Deggendorf (14.) Donauradweg

Beim Frühstück treffe ich zwei Männer aus Mulhouse im Elsass. Sie sind mindestens schon Ende sechzig aber sie haben Beine wie aus Holz geschnitzt. Sie erinnern mich an Burkhard und Wolfgang, die jedes Jahr eine Radtour ins Baltikum machen. Genau wie die beiden hier: Einer mit dem Rennrad (Sportler mit gelegentlichem Platten) und einer mit dem Tourenrad ( der Kulturmensch) und immer mit heftigen Etappenzielen. Die beiden hier wollen in drei Tagen die 350 km bis nach Wien abreiten – unglaublich. Dann wollen sie weiter über Brno ( Brünn) nach Krakau in Polen! Leider habe ich kein Foto.

Die Donau etwas beruhigt und Vilshofen zum Abschied im herrlichsten Sonnenschein.

Nach Deggendorf sind es noch über 33 km und ich nehme mir vor, mich heute konsequent an den Radweg zu halten.

Die Donau steht nur einen halben Meter unter dem Radweg, da kann ich froh sein.

Ein Hund läuft bellend hinter mir her (Trigger), es ist Max, ein verspielter Geselle, den sein Frauchen aus dem Tierheim zu sich genommen hat.

Auch Katzen um Hühner kreuzen meinen Weg. Das ist Niederbayern.

Leider kommt dann doch der Punkt, an dem der Radweg nicht nur ein bischen überschwemmt ist, und ich muß improvisieren.

Ich irre herum, finde zurück auf den Radweg, dann aber ist er es doch nicht und treffe auf andere Radler, die auch suchen. Darunter sich eine Vierergruppe aus der Nähe von Seattle.

Obwohl der Radweg befahrbar ist, macht es keinen Spaß, denn es fehlen Schilder. Immer wieder wird man in die Pampa geschickt an das Donauufer aber schon nach 1,2 km ist man dann doch wieder oben an der Landstraße. Nicht nur die Ausschilderung ist schlecht, sondern auch die Wegführung mit ihren tausend Ecken zumindest – ungefällig, so könnte man es ausdrücken. Die Sonne steht immer höher und ich habe darauf nicht länger Bock und laufe konsequent die Landstraße.

Leider, und das wäre bei uns nicht anders, haben meine motorisierten Verkehsteilnehmer nicht nur frohe Gesichter. Genau wie bei uns zeitigt der ländliche Raum eine polarisierte Autogemeinde: viele alte Langsamfahrer ( zu denen gehöre ich jetzt auch bald) und mehr total bekloppte Rennfahrer. Immerhin einer hatte soviel Zeit, um anzuhalten, mich komplett runter zumachen und dann abzurauschen. Ich habe nichts verstanden, aber es ging ziemlich sicher nicht um meinen offenen Schnürsenkel.

Vor mir das Panorama des Bayerischen Waldes, links gehts nach Deggendorf.

Auf der Straße immer wieder Metallteile, die einst durch die Luft geflogen sind.

Ja was soll ich machen, ich bewege mich eher wie ein Auto, denn Fahrrad verboten heißt ja nich Fußgänger verboten. Sollen ’s halt gscheite Schilder mochen.

Gut Aiderbichl ist hier in der Nähe. Würde da drunter stehen 1km oder 2km, wäre ich abgebogen dahin, um mal zu gucken. Vielleicht ist es das hier sogar.

Zwischendurch laufe ich immer mal parallel einen einsehbaren Radweg. Einmal wird sogar extra eine Umleitungsstrecke angezeigt – wäre schön, aber ich folge nur noch der Straße und meinem Instinkt.

Von weitem sehe ich jetzt die Radler auf dem Parallelweg fahren, immer an der Böschung der Autobahn lang, das ist auch nicht schöner. Offenbar ist’s nur noch eine halbe Meile.

Der erste Kiosk in Deggendorf ist meiner!

Kuchen und Kaffee!

Ich stelle meine Uhr aus und wandere später noch 3 km in die Stadt rein. Meine Unterkunft ist eine kleine Pension, die habe ich heute ganz für mich allein – samt Terrasse zur Donau.

Später schlendere ich in die Stadt, zünftige Kasspatzen ( nein, kein Vogelessen) und Eis.

Im Fernsehen bringen sie die schlimmen Nachrichten von Schiffs- und Bootsunglücken an Donau und Rhein. Die Opfer haben mein volles Mitgefühl.

14. Etappe Donauradweg Vilshofen – Deggendorf: 30 km

Für alle, die sich jetzt erst einlesen und sich fragen, warum der Blog nicht Transdanubia (wegen Donau) heißt: Mein ursprünglicher Lauf von Baku in Aserbaidschan nach Poti in Georgien, vom Kaspischen Meer zum Schwarzen Meer war nicht durchführbar. Näheres steht in der Geschichte 12. So beschloß ich, statt über Wien mit dem Zug nach hause zu zurück zu kehren, diese Strecke möglichst vollständig zu laufen. Ich bin quasi auf dem Rückweg von Transkaukasien. So komme ich doch noch in den Laufgenuß, allerdings auf sicherem Terrain.

2 Kommentare

  1. Hallo Guido, habe Deinen Blog durch Zufall über Twitter entdeckt. Interessante Geschichte rund um Dein ursprüngliches Ziel und die überraschende Wendung. Wenn man nicht durch politische Wirren gestoppt wird, kommen manchmal andere Probleme zum Tragen, die so nicht kalkulierbar sind. Deine Berichte sind sehr kurzweilig und ich denke, ich bleibe dran bis zum Ziel!

    Ich bin insbesondere auf Deinen Weg an der Donau in Niederbayern gestoßen. Wohne seit drei Jahren in Deggendorf (bin aus Leipzig hergezogen) und kenne in der Umgebung noch längst nicht alle Flecken. Da sind gerade Deine Fotos interessant für mich. Mich wundert eigentlich, dass Du den Weg bei Winzer offensichtlich nicht wiedergefunden hast. Ich bin schon des Öfteren zwischen Niederalteich/Winzer und Deggendorf unterwegs gewesen und da sind die Wege wirklich gut beschildert. Ich kann Dich übrigens beruhige: Gut Aiderbichl ist von dem Wegweiser noch mind. 4 km weg.

    Noch eine Frage zum Abschluss: Wir waren an Christi Himmelfahrt auf dem Donauradweg unterwegs (Deggendorf – Niederalteich – Deggendorf). Auf der Rückfahrt haben wir zwischen Deggenau (da wo Du am Kiosk gerastet hast) und Stadt zwischen 14.00 und 14.30 Uhr einen wandernden Läufer mit blauem Shirt und Wandersulky überholt. Das ungewöhnliche Gefährt ist mir gleich aufgefallen, weil meine Frau auch in einer öfters beachteten Kombination mit meinem Sohn im Schlepptau unterwegs ist (https://www.veloplus.ch/AlleProdukte/Anhaenger/Windschattenvelos/FOLLOWMETandemkupplung.aspx). Jetzt stellt sich mir natürlich die Frage, könntest Du das gewesen sein???

    Gefällt 1 Person

    • Liebe(r) weirdZ,
      tatsächlich war ich der, den Du gesehen hast, denn ich hatte mich beim Kiosk umgezogen und schon meine „Feierabendklamotten“, die Surfershorts und das blaue Shirt an.
      Vielen Dank für Deine anerkennenden Worte. Ja, ich schreibe tatsächlich gern diese täglichen Geschichten und ich freue mich, wenn Du sie liest.
      Das Abenteuer hält sich ja in Grenzen, aber es ist genau so wie du sagst, man lernt sein Heimatland kennen.
      Um so schöner ist es, wenn wir uns nachträglich so sogar noch kennen lernen.
      Herzlicher Gruß, Guido

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