46 Es gibt noch mehr „Verrückte“ Donauradweg Passau – Vilshofen

Beim Frühstück setze ich mich versehentlich auf den Platz von Gottlieb aus Norddeutschland. Er kam gestern mit dem Flixbus samt Rad und bricht heute Richtung Budapest auf. Aus diesem Holz sind viele Radwanderer und Wanderer und Läufer gemacht. Wir haben unseren Spaß und holen einen Dritten – Christian – dazu, damit er uns fotografiert. Ich habe ganz vergessen, auch mein Handy dafür zu nehmen, so habe ich nun kein Foto von uns.

Christian Zimmermann ist aus der Schweiz und hat eine ganz eigene Interpretation der Fortbewegung. Er wandert mit einem Einkaufswagen. Denn das kam ihm damals in den Sinn, als er sich fragte, wie er das viele Trinkwasser und seine Ausrüstung auf dem Highway durchs australische Outback mitnehmen soll. Klar, so ein stabiler Einkaufswagen, der ist super dafür. So schreibt er es wohl auch in seinem Buch Transaustralia, das ich mir nun umgehend bestellen werde.

Wir reden auch über seine aktuelle Reise, von Flumental in der Schweiz bis nach Moskau.

Auch er ist verrückt, ich verstehe das. Was für eine Reise. Die ersten vier Wochen sind gut gelaufen und jetzt ist er so richtig drin. Gute Reise, guten Lauf, lieber Christian, ich werde Dir im Geiste folgen!!

Wir haben uns verquatscht, Christian macht Pausentag in Passau und so laufe ich erst gern 10 Uhr los. Aber hey – es regnet sowieso.

Über diese Kraftwerksbrücke soll ich auf die andere Seite laufen und dann bei Vilshofen wieder hier rüber. Da bin ich schlauer und bleibe gleich auf dieser Seite. Es wird schon nicht so schlimm kommen.

Ich lasse mein Handy in seiner sicheren Verpackung und laufe unbeirrt weiter auf der Bundesstraße 8. Auch die Kollegen von der Straßenmeisterei, die mich warnen vor den gefährlich engen Stellen auf der B8, können mich nicht umstimmen. Ich soll umkehren und zurück laufen und dann über die andere Seite gehen.

Ach was, das geht schon, erstmal geht es noch ne Weile parallel. Dann aber muß ich auf die B8 und dann schwenke ich auf die andere Seite, da kommt eine Kette von Dörfern und da werde ich schon irgendwie durchkommen.

Die Anwohner desillusionieren mich nicht und sagen, ja das geht, aber ich muß über den Berg und durch den Wald. OK ich wandere die Wege mit bis zu 20% Steigung immer höher und erwarte natürlich oben einen grandiosen Ausblick. Der ist dann doch ziemlich wolkenverhangen aber da unten fließt sie, die Donau.

Der Weg wird weicher und ich muß trotz Nässe immer wieder mein Handy rausholen um mich zu orten.

Weiterhin glaube ich, das Richtige zu tun und gegen ein kleines Abenteuer ist ja nichts einzuwenden.

Die Natur ist wie bei uns im Hunsrück.

Es wird auch drauf hingewiesen, daß hier der Wald zurück Richtung Urwald „entwickelt“ wird, also nix mehr gemacht wird.

Finde ich gut, solang es einen Weg gibt. Der ist dann irgendwann zu Ende und mir fehlen 30 m bis zu einem Anschlußpfad, der mich runter und raus führt. Irgendwann finde ich den endlich, aber er liegt 20 m tiefer und mir bleibt nichts anderes übrig, als den Berg samt Wagen herunter zu rutschen.

Kurze Zwischenbilanz bis hier her: Ich bin total verdreckt, mein Wagen ist total verdreckt, mein Wagen ist kaputt (irgendwelche Nieten an der Zugstange hat es unter der Last weggesprengt) und es regnet und ich kann erstmal nicht weiter. Sehr gut Herr Lange, soo geht die Abkürzung durch den Wald!

Ich muß improvisieren und lasse mir was einfallen, wie ich die Stange wieder an ihrem Platz und zugfest bekomme. Dafür muß ich alles ausräumen um an das Werkzeug zu kommen. Kurz hasse ich mich aber es geht alles gut, die Stange hält, es tröpfelt nur noch, ich laufe bergab ins nächste Dorf und bin nun nur noch 10 km Weg von Vilshofen.

Hier, wo es jetzt sogar wieder einen Radweg gibt, gibt es auch ein Schild, daß ich auf dem Radweg bin. Wichtig wäre, wohin ich soll, wenn kein Radweg da ist, aber das wissen die Schildermacher eben auch nicht.

Es regnet stärker aber jetzt ist es egal, Ich bin sogar froh darüber, dann spült es den Dewck vom Wagen und von mir ab. Aus den angeschlagenen 24 km (inklusive auf die andere Seite wechseln) sind nun knapp 26 km geworden und ich brauche eine Ewigkeit dafür. Super Abkürzung. Jetzt sind wir auch alle wieder vereint: Donau, Bundesstraße, Eisenbahn und Radweg.

Vielleicht kommt ja noch der IC nach Koblenz vorbei, dann hätte ich was zu gucken. Wann steht man schon mal so dicht an einer Hauptstrecke der Bahn. Ist aber nicht, immerhin ein Güterzug.

In Vilshofen nehme ich die erst beste Fahrradpension, die sich bietet, direkt an der Vilsbrücke.

Ansonsten ist das ganz süß hier aber auch klein.

Nichts für einen Pausentag.

Da laufe ich lieber morgen auch nochmal. Morgen kommt wieder die Sonne raus.

13. Etappe Donauradweg: Passau – Vilshofen, 26 km

Für alle, die sich jetzt erst einlesen und sich fragen, warum der Blog nicht Transdanubia (wegen Donau) heißt: Mein ursprünglicher Lauf von Baku in Aserbaidschan nach Poti in Georgien, vom Kaspischen Meer zum Schwarzen Meer war nicht durchführbar. Näheres steht in der Geschichte 12. So beschloß ich, statt über Wien mit dem Zug nach hause zu zurück zu kehren, diese Strecke möglichst vollständig zu laufen. Ich bin quasi auf dem Rückweg von Transkaukasien. So komme ich doch noch in den Laufgenuß, allerdings auf sicherem Terrain.

2 Kommentare

  1. Das war nun aber eine spannende „Abkürzung“. 😉 Na, Du machst ja Sachen …
    Wie sieht es mit Deinem Wagen aus? Konntest Du ihn richtig reparieren oder fehlten Dir dafür Teile und es ist nur eine Übergangslösung?

    Gefällt 1 Person

    • Liebe Marianne, vielen Dank.
      Der Wagen ist zwar nur notdürftig repariert und es fehlen auch bestimmte Nieten, die kriege ich aber hier unterwegs sowieso nicht erneuert. Erstmal hält das so und falls es ernsthafte Probleme gibt, muß ich durch die Stange durchbohren und ne Schraube einsetzen. Das ginge auch aber ich könnte ihn dann nicht mehr so schön zusammen schieben, deshalb laß ich erstmal alles so und hoffe, daß das hält. Aber noch so eine Aktion sollte ich damit nicht machen, das würde es so nicht aushalten. Läuft also alles. Herzlicher Gruß und schönes (Wander-) Wochenende!

      Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar