41 Auf in die Hauptstadt von OÖ Mauthausen – Linz (9. Etappe Donauradweg)

Die Sonne strahlt schon am frühen Morgen mit dem Hotelier um die Wette. Gestern war er noch so komisch und heute Ist er wie ausgewechselt.

Nach dem Frühstück und einem wichtigen Telefonat will ich direkt zur Gedenkstätte des ehemaligen KZ Mauthausen. Vorher muß ich noch diese Gefahrenzone überstehen.

Dann geht es steil den Berg hoch mit meinem Wagen, bis ich an diesem beklemmenden Ort bin. Was werden wohl die Häftlinge gedacht haben, als sie getrieben und eingepfercht und geprügelt hier ankamen und vielleicht kurz diesen Ausblick sahen. Im Angesicht des Todes hatten sie ganz sicher andere Sorgen, aber gerade die Idylle macht es nochmal surrealer als es ohnehin schon ist.

Die Ausstellung in der Gedenkstätte ist völlig anders als alle anderen, die ich bisher sah. Die Methoden zur Ermordung tausender Menschen – noch dazu in „gut erhaltenen Gebäuden“ möchte ich mir nicht ansehen. Die Fakten kenne ich von Buchenwald, Stutthof und Sachsenhausen.

Die Trauer und das Gedenken an die Opfer sind mir wichtiger. Allein durch dieses Tor zu schreiten ist absolut beklemmend.

Die Führungen – es sind fast nur Schulklassen und ein paar Radtouristen da- sind sehr gut gemacht. Ich höre mal hier mal da zu. Die Fragen werden sehr gut beantwortet, damit sich auch die Heranwachsenden tatsächlich ein sicheres Bild machen können.

Die Mahnmale und Gedenktafeln der Herkunftsländer der Opfer sind auch jedes auf seine Art aufrüttelnd.

Einzelne Tafeln, die auf schreckliche Tatorte hinweisen wie Todessteige, Steinbruch, Apellplatz erreichen mich bis tief hinein.

Ich rüste mich für meinen Lauf heute, der zwar nicht besonders lang wird aber warm und unübersichtlich von der Wegführung.

Die Ausschilderung ist in Oberösterreich schlechter als in Niederösterreich- jedenfalls in meine Richtung. Durch verschiedene Nebenarme und Hafen oder Industrieanlagen an der Donau, ist es nicht einfach und teils auch nicht möglich, am Ufer zu laufen.

Auch die Anwohner sind keine echte Hilfe, denn die wenigsten schlagen sich zu Fuß nach Linz durch. Alle geben gern Auskunft aber das stimmt oft nicht oder ist lückenhaft. So hole ich zig mal das Handy raus mit einer detaillierten Karte und überlege selbst, wie es weiter geht.

Ab und zu ein einzelnes Schild „Donauweg“ aber zweimal weist es auch den Weg nach Wien, also letztendlich falsche Richtung. Da muß ich wachsam sein und komme nicht in einen Laufrhythmus.

Es bleibt dabei bis ich, halb rum schon um Linz, endlich auf den rechten Pfad komme.

Die Skyline besteht aus Metall und Chemiewerken.

Der Weg über die Donaubrücke in die Stadt wird auch neu gestaltet, eine zweite Brücke wird gebaut, die haben viel vor, um alles zu verbessern.

Eine, die sich hier sehr gut auskennt, treffe ich mitten auf der Behelfsauffahrt für Räder. Sie verfolgt meinem Blog und erkennt mich deshalb. Eine ganz wunderbare Begegnung! Wir plaudern eine ganze Weile und haben unseren Spaß. Sie selbst ist auch schon weite Strecken gewandert und mit dem Rad gefahren, ist naturverbunden und hat einen grünen Daumen. Da haben wir viele gemeinsame Themen. Sie hat sogar angeboten, daß ich in ihren Ort kommen kann, wenn es mit der Unterkunft am Wochenende nicht klappt. Soo ist Oberösterreich!

Oben auf der Brücke brausen die Autos. Ich hätte auch noch bis zur nächsten, der Niebelungenbrücke laufen können, aber ich will schon hier in die Stadt. Man sieht sie jetzt von hier.

Die Unterkunft ist auch nicht einfach zu organisieren. Aber der Tipp von meiner neuesten Bekanntschaft – Jugendherberge – ist sehr gut, zumindest eine Nacht komme ich unter. Am Kustmuseum beginnt für mich die Innenstadt.

Die Schiffe liegen in Zweierreihe am Kai.

Am Hauptplatz gibt es erstmal ein Eis, damit ich auch den Berg zum Jugendgästehaus noch hochkomme.

Es ist sehr steil die Rosengasse hoch und zahlreiche katholische Einrichtungen samt Hochschule säumen den Weg.

Oben ist das Stadion des LASK (Fußballclub).

Und dann bin ich da. Klamotten waschen, raushängen solange die Sonne scheint.

Jetzt gibt es Resteessen, denn ich will das Gepäck verringern: Quinoa-Cups aus Deutschland, Butter aus Grein, Tee aus Georgien, Schokolade und Zucker aus Russland und – das Salz aus Polen von meiner Baltikumaktion vor zwei Jahren. Das hält sich Jahrhunderte und das schleppe ich eben die ganze Zeit mit rum.

Fertig für die Stadt, dann gehts wieder runter – aber mit dem Bus. Parallel zur Haupteinkaufsstraße gibt es hinter den Gasthöfen noch Biergärten, sehr schön.

Eine urige, gemütliche Stimmung – hier im Stiegel Gastgarten.

Aber es kommt keiner. Der Wirt guckt immer wieder in meine Richtung, hat aber wohl Tomaten auf den Augen. Seine Kollegen haben ihn auch schon angefranzt, weil Gäste nicht zu Ihrer Bestellung kommen.

OK, denn gehe ich zurück auf die Hauptstraße und kriege doch noch meine Spinatspätzle.

Satt gegessen, körperlich ganz entspannt lasse ich mich durch die Stadt treiben. Aus allen Kirchen dringt auffällig Musik.

Ich betrete die Karmeliter Kirche und es ist ein Gesangsgottesdienst im Gange mit moderner Gestaltung. Das ist zwar nicht so meins, aber ich bleibe, sie haben echt tolle Stimmen hier in einer tollen Stimmung.

Jetzt merke ich, was hier los ist: Linz – Lange Nacht der Kirchen! Auch die Martin Luther Kirche macht natürlich mit.

Auf dem Domplatz gibt es einen Klostermarkt. Einige der Klöster habe ich if meinem Weg ja auch schon gesehen.

Ich kaufe Klosterbier – für den guten Zweck. Im Dom werde ich überwältigt von einem Chorkonzert mit Illumination der Hochgotik.

Wow, die gregorianischen Gesänge wirken in dieser Halle richtig gut.

Ein toller Ausklang für diesen Tag, der eigentlich alles bereithielt, was das Gefühlsspektrum hergibt.

9. Etappe Donauradweg Mauthusen – Linz : 24 km

Für alle, die sich jetzt erst einlesen und sich fragen, warum der Blog nicht Transdanubia (wegen Donau) heißt: Mein ursprünglicher Lauf von Baku in Aserbaidschan nach Poti in Georgien, vom Kaspischen Meer zum Schwarzen Meer war nicht durchführbar. Näheres steht in der Geschichte 12. So beschloß ich, statt über Wien mit dem Zug nach hause zu zurück zu kehren, diese Strecke möglichst vollständig zu laufen. Ich bin quasi auf dem Rückweg von Transkaukasien. So komme ich doch noch in den Laufgenuß, allerdings auf sicherem Terrain.

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