Ja, es ist verlockend, noch einen Tag in Wien zu bleiben und das süße Leben zu genießen. Mit ihren Torten, mit dem gemütlichen Treiben in den Cafés machen sie einem das Leben schön.
Aber ich will raus an die Luft, wieder laufen von Etappe zu Etappe. Und so packe ich meine sieben Sachen, kreuze einmal quer über den Ring durch die Stadt Richtung Donau.
Mir fällt jetzt auf, daß ich die Lauftight, ein Shirt, einen Slip und Socken in Lemberg auf der Wäschespinne habe liegen lassen. Speziell die thonimara Hose ist eigentlich wichtig. Denn meine schöne bunte Surferhose ginge zwar auch zum Laufen, aber dann hätte ich bei der Ankunft nichts zum Wechseln.
Das Foto am Stephansdom muß sein und ab hier starte ich auch meine Uhr.
So drehe ich eine kleine Runde durch die jetzt schon – an einem trüben Mittwoch Morgen stark anschwellenden Besucherströme.
Und dann kehre ich kurz bei Thony’s Laufshop ein, um mir Ersatz zu beschaffen.
Er hat kein thonimara, aber eine andere, eine Gore (Made in China), eine kombinierte Tight plus Hose soll es sein. Die Leute in Thony’s Laufshop haben mich gut beraten und sind echte Experten in Wiens ältestem Laufladen. Danke!
Wir machen noch ein Foto und dann gehts aber wirklich los. Es sollte noch Regnen aber erstmal bin ich froh, daß es nur trüb ist, bis ich meinen Rhythmus habe.
Der Kälte Nordwind bläst von vorn und ich bin froh, als es runter geht direkt ans Ufer. Zwischenzeitlich bläst die warme Abluft aus der U-Bahn auf den Weg. Das geht aber sicher nicht so bis Passau.
In Prinzip könnte ich jetzt diesen Blog umtaufen in transdanubia.
(Für alle die sich jetzt erst zugeschaltet haben: Der Lauf vom Kaspischen Meer zum Schwarzen Meer war für mich nicht machbar, ich mußte bei der zweiten Etappe abbrechen und war seit dem per Bahn, Bus und Schiff bis Wien unterwegs). Mal schauen, wie weit ich komme auf dem Donauradweg.
Beinahe komme ich noch ins Fernsehen: Für die Serien SOKO Donau sind heute Dreharbeiten, aber so kurzfristig konnten sie mich dann doch nicht mehr ins Drehbuch schreiben.
Der Weg führt vorbei an der Hundertwasser-Müllverbrennungsanlage, der Kronen Zeitung und dann raus aus der Stadt. Da kann man navigationsmäßig jetzt soviel nicht falsch machen. Gestern in der Sauna haben sie mir in den Ohren gelegen – ich müsse unbedingt Klosterneuburg besichtigen, da führe nun wirklich kein Weg dran vorbei. Meine Erfahrung ist eine andere: Erst laufe ich direkt drauf zu aber „naa, da können’s net weiter, dös is a Sackweg!“ Und dann auf dem richtigen Weg sehe ich diesen riesigen Barockbau nur noch von weitem. Nun hob i ned amol an Foto.
Tulln ist jetzt immer ausgeschildert, aber das wären gleich 40 am ersten Tag bei gefühlt nur 2 grad und Dauerregen. Das könnte ich jetzt nur bringen, wenn morgen ein Pausentag wäre. So biege ich in Greifenstein unter die Eisenbahn durch und direkt in den „Braunen Bären“ ein.
Es ist hier so wie an der Mosel. Schlagermusik quillt aus dem „Radio Burgenland“, und ich dachte, wie sind in Niederösterreich. Ich nehme gleich das Tagesmenü, eine Suppe vorweg und dann Pasta mit Gemüse. Warum nicht.
Heute passiert hier nichts mehr, es wird kälter, windiger, der Regen trommelt immer stärker und ich sehe zum ersten Mal seit vier Wochen fern.
Ich habe nichts verpaßt.
Für alle, die sich jetzt erst einlesen und sich fragen, warum der Blog nicht Transdanubia (wegen Donau) heißt: Mein ursprünglicher Lauf von Baku in Aserbaidschan nach Poti in Georgien, vom Kaspischen Meer zum Schwarzen Meer war nicht durchführbar. Näheres steht in der Geschichte 12. So beschloß ich, statt über Wien mit dem Zug nach hause zu zurück zu kehren, diese Strecke möglichst vollständig zu laufen. Ich bin quasi auf dem Rückweg von Transkaukasien. So komme ich doch noch in den Laufgenuß, allerdings auf sicherem Terrain.