Lemberg hat keinen See oder Fluß, kein Meer an dem man laufen könnte – bleiben die verschiedenen Sorten Grün. Gestern hab ich es nur so halb geschafft, mit einer Online- Karte durch die grünen Oasen der Stadt zu laufen. Heute hab ich Route mit Komoot vorher geplant und mir das weltweite Kartenset für 30€ gekauft, um offline navigieren zu können.
Als überzeugter Monotasker sind es mit vier Beschäftigungen gleichzeitig drei Zuviel: Auf das Navi achten und mit der neuen App klar kommen, die Gegend damit abgleichen, auf die vielen Stolperfallen achten und genießen will ich das ganze ja auch noch! Es geht ganz gut und ich bin tatsächlich einen schönen Kreis gelaufen. Ein kleiner Teil kommt mir von gestern schon bekannt vor und ich beginne, die Stadt zu verstehen.
Es gibt unglaublich viel grün, das ist immer verbunden mit Höhenmetern.
Wenn ich aus einem Wäldchen raus komme, hab ich ein kurzes Stück auf der Straße zu laufen, bevor es woanders wieder rein geht – und dann auch hoch.
Kein Wunder, daß man hier mitten in der Stadt einen Ultratrail austragen kann. Und kein Wunder auch, daß die beiden Teilnehmer von gestern so ermattet aussahen. Denn die Steigungen sind heftig und mir reichen die 15 km vollständig heute.
Teilweise sieht es aus wie bei uns im Hunsrück – viel herrlicher Buchenwald. Nur eins verstehe ich nicht: wie kann es auf dem Berg schlammig sein und unten trocken, ich dachte immmer … mit Logik komme ich hier nicht weiter und ich will ja auch genießen. Einmal muß ich durch eine Art Donaudelta, aber darüber wird vielleicht in den nächsten Wochen ohnehin noch zu reden sein.
Es hat auch neben den wunderschönen Trails viel gutes: Ich laufe im Schatten der hellgrünen Blätterdächer und die Vögel singen so schön.
Nur hin und wieder komme ich plötzlich an armselige Behausungen, da wohnen auch Menschen und meist hält ein Hund Wache.
Insgesamt muß ich aber sagen: Lviv hat wesentlich weniger von den aussichtslos verfallenen Strukturen wie die bisherigen Städte. Seit Moskau ist es die erste Stadt, die mehrheitlich ihre Gehwege im Griff hat und sogar Radwege. Hier ist der Blick in die Hofeinfahrten nicht jedes Mal ein schwarzer Abgrund.
Die Stadt ist deutlich besser in Schuß als Odessa, Batumi oder Tiflis, ganz zu schweigen von den Kleinstädten dort. Svetlana im Hostel sagt, Lemberg gehörte – anders als Odessa – zu Österreich-Ungarn , und das merkt sie, denn sie ist eigentlich aus Odessa, das lange russisch war.
Nach einem herrlichen Lauf hab ich mir zwei Makronen und einen Kakao verdient in einer schönen Bäckerei.
Hier hole ich auch ein dunkles Brot für morgen früh.
Man soll ja immer am Stück essen und dann ausreichend, gefolgt von einer langen Pause. Deshalb mach ich gleich weiter. Ich suche im Google wieder nach Vareniki und finde Marusja, nicht weit von hier.
Die machen die Vareniki im Akkord.
Es gibt sie mit Frischkäse, Kartoffelfüllung, Pilzen und Fleisch.
Seit ein paar Tagen komme ich wieder vegetarisch durchs Leben ohne zu verhungern. Lecker.
Auf dem Platz vor der Oper gibt’s ein Volksfest.
Die haben noch die Osterdekoration beibehalten und auch hier ist alles grün, inklusive des Kopfputzes dieser Frau.
Kleines Rätsel, was heißt das alles (Auflösung unten)?
Gut, daß ich mein Gepäck nicht aufstocken will. Den einen oder anderen unnnützen Kleinkram hätte ich an den Ständen gekauft.
Sie haben alles was man Grillen kann, auch Berge von Fleisch.
Und weitere Getränke – kleines Training zwischendurch:
Mochito, Sangria. Glühwein.
Ich lasse mich mit einem Bier in dieser Dekoration nieder und lausche der Coverband, dann schlendere ich weiter.
Ich erlebe den schlechtesten Straßenmusiker aller Zeiten: Er kann den (englischen) Text nicht, er kann überhaupt kein englisch, kann nicht singen und (vielleicht um Energie zu sparen) er bewegt sich auch nicht. OK 1 Grywen (3,3 cent) in seinen Hut.
Der Spontanchor hier, ist viel besser. Die schmettern was das Zeug hält. Keine Ahnung, ob das Revolutinslieder, nationalistisches oder nur Volksliedgut ist. Na, für Revolutionäre sind sie zu gut angezogen.
Die Auflösung von oben noch:
KAFFEE
Espresso
Americano (der normale Filterkaffee)
Capucino
Latte
Tschai – Cay – einfach Tee halt.
Süß, oder?
Wer das alte Europa neu erleben und aber auch ausgedehnt in der Natur wandern will, ist hier genau richtig.
Die Stadt hat einfach alles.
Hallo Guido,
wie immer ein Vergnügen, Deine Erlebnisse zu teilen. Mir gefällt der Wechsel zwischen Bildern und den Eindrücken, die durch die Texte vermittelt werden. Echt toll,denn es entsteht eine spezielle Stimmung dadurch.
Ich verwende übrigens auch seit einiger Zeit komoot, und wachse so langsam damit zusammen. Na ja, sozusagen. 🙂
Viele Grüße, alles Gute für Deinen Weg
Marianne
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Hey, liebe Marianne,
toll, wenn es Dir gefällt.
Vorher ist es einem ja nicht klar, ob man auch kleine Geschichten schreiben kann, aber so langsam glaube ich selbst daran.
Herzlicher Gruß aus Budapest, wo wir kurz halten (die Geschichte dazu kommt morgen),
Guido
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