Kein Wecker gestellt aber Punkt 7 wach geworden. Heute mache ich alles zwei Stunden früher, Frühstück, Laufen, Duschen. Denn erstens wird es richtig warm und zweitens muß ich 12 Uhr aus meinem Zimmer raus, jedenfalls formell. Ein Tag wie ein Geschenk.
Und die Sonne prallt direkt runter. Erstmal genieße ich das so, denn wie die letzten beiden Tage soll es auch nicht sein.
Im Moment sind nur ein paar Angler da, aber die unzähligen festen und variablen, die offiziellen und inoffiziellen Büdchen, Stände und ausgewachsen Restaurants rüsten sich für heute.
Alles was ich schon fotografiert habe, knipse ich heute nochmal – nur zur Sicherheit.
Es ist schon schöner, in der Sonne auf diesem knallroten frisch lackierten Weg zu laufen, gesäumt von Palmen am schönen blauen Schwarzen Meer entlang.
Ich hab das Frühstück noch im Bauch und schleppe mich etwas. Egal, Hauptsache laufen. Hier kommt das Foto der neuen Bauprojekte weiter draußen, eine schöne neue Plastikwelt mit Meerblick.
Am Ende der Strecke kurz vor dem Flughafen hoffe ich auf eine Maschine wie gestern: Das Fahrwerk schon draußen 30 m über dem Wasser schwebte es ein um dann aprupt zu bremsen, als sei das hier nur ein Flugzeugträger. Tatsächlich ist der Flughafen sehr klein und auch die Billigflieger haben den Betrieb noch nicht aufgenommen. So brauchen die Piloten jeden Meter und es gibt noch keine. Forderungen, gefälligst das Meer zu betonieren. Es kommt kein Flieger und es gibt kein Foto. Dieser Pavillon erinnert mich an eine Nordseeinsel – nur welche?
Die Aussicht auf den kleinen Kaukasus mit Schneekoppen ist grandios, das da hinten ist schon die Türkei.
Die beiden Herren am unteren Bildrand werden gleich von mir angesprochen. Sie sind aus Polen und haben heute frei. Einer der beiden hat investiert in zwei Apartments in einen dieser 50 Stockwerke-Bauten, 9. Etage, Blick zum Meer. Der ganz rechte Block auf dem Bild ist es. Mit Rooftop Bar und Swimmingpool da oben – na klar. Die Blöcke im Vordergrund werden demnächst abgerissen.
Die Apartments sind kurz vor der Fertigstellung und er will alles überwachen. Nach deren Meinung sind sie nämlich schon fertig, aber es fehlt noch so vieles. Die Handwerker in Georgien sind nicht halb so gut wie die in Polen, das sage ich und er bestätigt. In zwei Wochen kommen die ersten Mieter – im Sommer 70$, im Winter 40$ die Nacht. Das Skigebiet ist auch nur 2 Stunden entfernt. In 5 Jahren soll sich das Investment bezahlt haben.
Irgendwann trennen wir uns und ich bin froh über diese Abwechslung. Es ist wirklich sehr warm und ich verkürze etwas.
Immerhin 95 km diese Woche, dafür daß ich hier nicht laufen kann, ist es viel.
So bin ich nun rechtzeitig zurück. Der Vermieter sagt, ich darf mir Zeit lassen, die Klamotten können bis heute Abend stehen bleiben. Ich kann noch alles trocknen.
Nach dem Duschen will ich in das Restaurant „Heart of Batumi“, das ist so gut, daß es keinen Platz gibt. Nun gut, dann woanders hin.
Das Essen ist Ajarisch, denn Batumi befindet sich in einer Autonomen Republik innerhalb Georgiens. Na, hoffentlich trünnen die nicht auch noch ab – oder so. Abchasien und Südossetien waren auch mal Teil von Georgien, bevor die Russen sie besetzt haben, wie jetzt eben auch die Krim. In den Fladen sind alle Lebensmittel eingebacken, die gelb sind: Ei, Käse und reichlich Butter, OK – nicht gerade Magerkost, sehr lecker.
Ich finde jetzt auch die Regionalregierung Ajariens
und ein Ajarisches Businesszentrum.
Ich soll nicht fotografieren, als wenn sich dadurch vermeiden ließe, daß es diese Regionalregierung gibt.
Ansonsten hier nochmal ein paar Sehenswürdigkeiten bei Sonnenschein: Kirchen,
die Medea Statue auf dem Europaplatz,
die Astronomische Uhr,
und noch ein Turm
und noch so n Rathaus oder so.
Jetzt versuche ich zum dritten Mal heute mein Glück im Fährbüro. Denn vor dem Lauf und nach dem Lauf war ich schon mal da, total voll mit Truckern. Ich wollte eigentlich nur erfragen, wann genau die Fähre geht, wie mir aufgetragen wurde. Jetzt ist nicht etwa zu sondern sie haben noch offen: 20 Uhr ist Boarding – doch so früh! Gut daß ich doch so beharrlich war, ich wäre da sonst um 22 Uhr hingeschlurft. Das hier ist mein Schiff. Die Kaunas.
Eine letzte Runde mache ich über die Promenade. Die ist jetzt ziemlich voll.
Mein Ziel: die letzte Eisbude aufsuchen, die schon offen ist, denn da wird es keine Schlange geben.
Unterwegs immer wieder Fotos. Die Angler blinkern synchron.
Das Paar ist im Moment auf dem Weg der Trennung. Na, das wird wieder, halbe Stunde.
Von diesem Turm weiß ich nur, daß es der Alphabet-Turm ist. Georgien hat ja für seine 3,7 Mio Einwohner ein ganz eigenes Alphabet mit 32 Buchstaben. Das wird seit der Unabhängigkeit natürlich zelebriert, logisch.
Die nahen Berge sind jetzt schön beleuchtet.
Man wird es nicht erkennen, aber der Kracher ist der große Kaukasus, der tatsächlich jetzt nochmal zusehen ist. Der muß hier bestimmt 80 km entfernt sein.
Es ist einer der Tage, an denen man von Münxhen aus die Alpen sieht oder von Mailand. Deshalb gestern der Regen!
Bai Batumi! ბაი ბათუმი