Heute folge der Empfehlung von Alex – hoch laufen auf den Berg zur Mother of Georgia und zum Fernsehturm. Ich will natürlich die Strecke verlängern und werde schon sehen, was ich davon habe. Start ist am Hostel Nähe Freedom Square, dann umrunde ich das historische Viertel Betlemi, vormals vor allem von jüdischen Einwohnern bewohnt.
Es wird renoviert, aber das geht nur im Schneckentempo voran. Viele der Häuser haben hier eine Art Holzveranda, die oft auch der Zugang zu weiteren Zimmern des Hauses ist, oft auch die Toilette enthält. Gerade diese Holzanbauten sind natürlich zu reparieren.
Dann am Maidan laufe ich in eine Schlucht mit Wasserfall hinein, fast verstopft mit Menschen, aber da komme ich nicht höher.
Der Aufgang zum Botanischen Garten führt über endlos viele Treppen und ich frage dauernd, welche Richtung ich muß.
Noch laufe ich, aber zehrt natürlich. Im Botanischen Garten müßte ich sicher Eintritt zahlen, habe aber kein Geld dabei. An der Kasse ist eine Schlange und ich laufe einfach durch und hinten wieder rauS. Der Ausblick hinten hoch sieht irgendwie aus wie Italien.
Oben ist eine Festung, die sich prima eignet für ein Foto. Man könnte auch mit der Seilbahn hochfahren.
Daneben gleich die Mutter Georgiens, eine riesige, sehr schöne Statue die über die Stadt blickt. Sie wurde zum 1500. Stadtjubiläum in den 50er Jahren aus Aluminium errichtet.
Punkt 1 habe ich abgehakt und bin ziemlich hinüber, waren es doch vielleicht 500 Stufen bis hier. Jetzt werden die Touristen weniger, denn der Weg zum Fernsehrurm ist gar nicht so kurz und auch nicht ausgeschildert. Immerhin sehe ich ihn dauernd.
Und er liegt auch nochmal ein ganzes Stück höher.
Ich muß durch eine kleine Bergsiedlung durch die ‚Züricher Straße‘ und hinter jeder Hofeinfahrt bellen Hunde. Ich bin noch nicht wieder auf Normalbeziehung mit dem besten Freund des Menschen. Immer weiter hoch, boah, die Sonne brennt schon fast und es ist sehr steil und bucklig. Dann kommen wieder ordentliche Stufen.
Dann komme ich an eine Schranke, offenbar Militär oder Polizei. Ich bin zu hoch – auf knapp 800m und muß runter auf 750 m zum TV Tower.
Kein Wunder, daß das so anstrengend war, Die ersten 6 km in 50 min, eine kleine Ewigkeit für Läufer. Hier ist auch ein Vergnügungspark.
Ich mache Fotos und genieße kurz die Aussicht.
Erst jetzt sieht man, wie groß die Hauptstadt wirklich ist.
Nun muß ich nur noch den Weg runter finden, denn die meisten fahren mit der Seilbahn. Keine der Kassiererinnen in den kleinen Häuschen hat Lust und Ahnung, wo der Abgang ist und ich irre hin und her auf dem Hochplateau.
Immer wieder Sackgassen mit ausgetretenen Pfaden. Ich bin nicht der Einzige, dem jetzt ein Schild ganz gut gefallen würde. Dann ein weiterer Versuch unten am Parkplatz und es ist ganz einfach – von dort geradeaus und dann links.
Jetzt wieder die Stufen im Zweier und Dreierpack runter springen. Das zerstört wahrscheinlich die Oberschenkel aber es macht Laune. Für Fotos hab ich jetzt keine Zeit und konzentriere mich auf den Weg. Wie so oft in den letzten beiden Wochen muß ich genau auf den Weg achten, denn immer sind unerwartet tiefe Schlaglöcher, blöde Stufen und Stolpersteine auf meiner Route. Das schult die Koordination und ich gebe mir Mühe, die Füße sauber aufzusetzen, nicht umzuknicken. Unten spiele ich wieder Auto und fädele mich in die Auffahrt über die Kurabrücke ein.
Auf der anderen Seite will ich noch locker ein paar Kilometer bis zum Hostel abspulen mit Aussicht auf die Altstadt.
Aber ich bin dann doch zu erschöpft und froh, die Uhr bei km 14 zu stoppen.
Heute ist es so warm, da erkälte ich mich nicht noch mehr mit meinem nassen Shirt, auch wenn ich langsam nachhause gehe. Herrlich dieser Lauf und herrlich diese Stadt. Ich blicke nochmal auf meine beiden Fixpunkte heute.
Nach dem Duschen gibt es ein Eis und Kaffee und Kuchen in einem sehr schönen Kleinod in der Nähe der alten Uhr.
Da ist auch gleich eine Orthodoxe Kirche und immerhin haben wir heute Ostermontag. Es steht extra draußen dran: Keine Fotos. Die russischen Besucher filmen hemmungslos. OK von filmen stand da nix. Ein anderer und ich machen verschämt 1-2 Fotos. Der Pastor erklärt die verschiedenen Ikonen – Abbilder der Heiligen, und davon haben sie sehr viele.
Heute Abend gibt’s im Hostel echt georgisches Essen, ein Buffet mit allem möglichen. Überraschend wenig Fleisch.
Die Stimmung ist erleichtert, weil es etwas spät geworden ist mit dem Essen und dann nur noch super. Fast alle haben sich dafür eingeschrieben und so sitzen wir zusammen.
Jeden Tag gibt es neue Gäste, andere gehen. Wir sind im Moment aus Japan, Ukraine, Russland, Frankreih, Irland, England, USA, Schweiz, Equador, Argentinien, Indien, Deutschland und sicherlich weiteren Ländern. Man fühlt sich jünger und frischer unter jungen Leuten, die andere Themen haben, ihre Witze machen und neue Musik anschalten.