Mein Zug kommt pünktlich an um 2:15 Baku Passayierski. Männer mit dunklen zerfurchten Gesichern waren kurz vorher zugestiegen und bieten nun ihre Geldwechseldienste an. Sie scheinen in Streit zu geraten mit drei Kopftuchfrauen, die Schafferin Elena will schlichten und ist letztendlich auch erfolgreich. Beim Aussteigen überbieten sich die Männer am Bahnsteig mit Angeboten, mich im Taxi zu transportieren. Aber ich will laufen.
Der Weg ist nicht weit zum Hostel aber ich gerate auf eine Formel1-Rennstrecke! Offenbar wird das nächstes Wochenende hier ausgetragen und die Aufbauten für den Innenstadtkurs Baku City Circuit werden tags und nachts voran getrieben. Tausende von tonnenschweren Betonelementen mit hohen stabilen Zaunaufbauten werden auf dem perfekten Asphalt positioniert und verschraubt. Drum herum gibt es ein weiträumiges Geflecht aus Maschendrahtzaun. In so eine Falle laufe ich rein und muß lange zurück laufen um da wieder raus zu kommen.
Die ganze Stadt ist deshalb voller Wachleute und patrouillierender Polizisten, die Menschen müssen große Umwege in Kauf nehmen und manchmal bleiben den Passanten nur 50 cm Wegbreite. Volle Fahrt voraus für ein teures Spektakel.
Ich finde mein Hostel gegen 4 Uhr nur Dank einer Zufallsbegegnung, denn es ist in der Zafira Alijeva Straße 61 und nicht 27, einer Hinterhofadresse, die in den eMails genannt wurde. Als ich das anspreche heißt es, „ja die Nunmer wurden damals umgestellt aber die Taxifahrer wüßten auch so, wo sie hin müssen. Ahhja. Nagut, ich bin ja nun hier. Mein Zimmer ist wunderbar und der Ausblick sagt eigentlich alles über Baku -alt und neu vereint.
Die Fassaden sind prunkvoll und reich dekoriert in einem historisierenden gemixten Stil.
Das hat seinen Grund, denn nachdem im 7. Jhd. Die Araber kamen, waren die Perser, die Mongolen, Türken und wieder die Perser hier. Und dann kam das Öl, das man vor 120 Jahren aus der Erde austreten sah und das brennbar ist. Dann kamen die Rothschildts und die Nobels (ja die) und es entstand die bis heute stark florierende Ölindustrie, die zwischenzeitlich den halben Bedarf ganz Europas deckte. Die nachfolgenden Wirtschaftsdynastien wollten Wohnhäuser und Paläste haben, wie ihre Vorbilder in Westeuropa und so entstanden die Häuser im gemischt kulturellen Stil von Arabisch bis Neogotisch.
Außenrum entstehen Hochhäuser und neue Stadviertel, die Skyline will vervollständigt werden. Die Stadt ist sehr reich und wirkt teils wie ein Spielplatz, es gibt alles, was eine richtige Metropole braucht, inklusive EUFA-Cup Finale und Formel 1. Die Stadt wird eines Tages etwas zwischen Monaco und Dubai sein, bis dahin muß sich die Zahl der Lichter um den Faktor 100 erhöhen, aber der Anfang ist gemacht.
Die Old City ist die kleine aber sehr alte Altstadt von Baku, im Moment auch nur über eine einzige Brücke über die Rennstrecke erreichbar.
Sie ist echt sehenswert und beherbergt Inschriften und Klostermauern von vor über 1000 Jahren.
Die Tourguides, Händler und Restaurants werben fleißig zunächst immer auf Russisch um meine Gunst, denn die allermeisten Touristen sind Russen.
Ich treffe aber auch Leute aus dem Irak und sogar eine Gruppe aus Estland.
Im Hostel treffe ich auch Wolfgang und Seydan, ein Paar aus Villingen-Schwenningen/ Ankara. Sie werden mit ihrem Landcruiser-Classic Offroader über den Pamir-Highway bis mindestens in die Mongolei fahren. Ihre Reise ist open end. Sie geben mir Tips, weil sie von dort kommen, wo ich hin will.
Auch ein Steierer, der Motorrad unterwegs ist, zwei Freundinnen aus der Schweiz und eben alle anderen Nationalitäten machen den Mix hier komplett. Aus dem Hostel kann man direkt auf die Rennstrecke runter gucken.
Abends leuchten die drei Flame Towers in allen Farben. Aserbaidschan ist das Land des Feuers.
Gegen Abend habe ich den Dreh raus, wie ich über alle Absperrungen zum Wasser komme und laufe am Kaspischen Meer entlang.
Alle wichtigen Gebäude sind von hier zu sehen.
Abends mit Beleuchtung.
Auf dem Rückweg laufe ich noch ein Stück den Berg hoch zu den Towers und versuche, die Stimmung von oben einzufangen.
ein toller Lauf, obwohl ich zum Schluß immer öfter nicht weiter komme wegen der Absperrungen.
In einer Pizzeria sehe ich am Nachbartisch eine völlig verschleierte Frau mit ihrem Mann. Sie hat schöne Augen. Sie verliert bald die Lust daran, sich die Speisen unfallfrei unter den … ja wie heißt das, was Sie anhat – Nicap? … zu stecken um zu essen. Sie läßt sich den Rest einpacken für zuhause.
Es gibt riesige Wasserpfeifen, und wo bei uns um eine 1,20 m große Pfeife gern auch 8-10 Leute sitzen, hat hier jeder seine. Zwei Kellner sind nur mit dem Servieren der Shishas beschäftigt.